Verknappung durch Papiergold – Immer weniger physisches Gold vorhanden
Verknappung geschieht auf mehreren Ebenen. Gold wird nicht nur physisch gehandelt. Eine enorme Menge wird als Papiergold jeden Tag umgesetzt. Da wären zum Beispiel Zertifikate, die den physischen Goldbesitz bescheinigen, jedoch die Auslieferung ausschließen. Der Blick ins Kleingedruckte der Bedingungen ist dabei notwendig. Um all die an der Börse gehandelten Lieferverpflichtungen zu erfüllen, ist kaum physisches Gold vorhanden. Daher kommt es bei Auslieferungen immer häufiger zu Verzögerungen und sogar zu Betrugsfällen. Bei einem Lieferausfall, könnte das enorme Auswirkungen mit sich bringen.
Gold hat einen eigenen Status. Es ist ein Metall, welches seit Jahrtausenden als Währung angesehen wird. Es ist kein wirtschaftlich gefragter Rohstoff, wie z.B. Silber, Platin oder Palladium. Aber es genießt weltweite Anerkennung und ein seit Jahrtausenden aufgeladenes universelles Vertrauen. Die Länder auf der Welt haben große Bestände an physischem Gold gehortet. Gold diente als Wertgarant für das Geld. Tatsächlich kann man Gold als Geld bezeichnen, denn eine wichtigere Bedeutung hatte es zu keinem Zeitpunkt. Gold wird schon immer fast ausschließlich als Währung oder für die Schmuckherstellung benutzt. Die Bedeutung von Gold für die Wirtschaft oder Medizin ist im Vergleich zu anderen Edelmetallen eher gering.
Etwa 35.000 Tonnen Gold werden in den Tresoren der Staaten gelagert. Die Bedeutung von Gold als Währungsersatz ist deshalb kaum abzustreiten. Etwa 2.800 Tonnen lagert allein der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Bank for International Settlements (BIS) in der Schweiz, die den Status einer „Zentralbank der Zentralbanken“ hat, hält 108 Tonnen Gold auf eigene Rechnung. Die Staaten und Zentralbanken horten keine anderen Metalle, sie lagern Gold, denn Gold ist eine Währung.
Die Rolle von Gold wird im Ungewissen gehalten
Die Zentralbanken bevorzugen darüber hinaus ungedeckte Formen von Geld wie zum Beispiel US-Dollar oder Euro. Das macht es erforderlich, den wahren Charakter von Gold als Währung zu verheimlichen. Das liegt daran, weil Zentralbanken ein gemeinsames Monopol auf ungedecktes Geld besitzen, jedoch keines auf Gold.
Eine Folge der Unkenntnis über die Natur von Gold ist, dass der Handel kaum nachvollziehbaren Gesetzen folgt. Mal wird Gold wie ein Rohstoff gehandelt und reagiert wie andere Rohstoffe auch auf Faktoren wie Inflation oder die Höhe der Realzinsen. Eine beachtliche Anzahl von Goldkäufern handelt Papiergold und weiß gar nicht, dass sie auf die physische Auslieferung vergeblich warten. Der Grund liegt darin, dass einfach nicht genug physisches Gold vorhanden ist. Es ist allgemeine Praxis, identische Goldbarren mit mehrfachen Besitzzertifikaten zu versehen. Das Gold gehört dann gewissermaßen einigen Personen gleichzeitig. Daher ist bei solchen Transaktionen auch die physische Auslieferung vertragslich ausgeschlossen. Würden sämtliche Gold-Forderungen physisch ausgeliefert werden, würde der Futures-Handel zum Erliegen kommen.
Gemäß geltendem US-Recht muss ein „Forward Sale“ („Terminverkauf“) von physischem Gold innerhalb von 28 Tagen durch eine entsprechende Auslieferung abgeschlossen werden. Andernfalls wird ein solcher Verkauf als illegaler „Futures Contract“ („Terminkontrakt“) betrachtet, wenn dieser nicht an einer regulierten Warenterminbörse gehandelt wird.
Gold ist begrenzt, Verknappung vorprogrammiert
Da viele Händler es nicht schaffen, innerhalb von 28 Tagen zu auszuliefern, wird diese Vorschrift regelmäßig ignoriert. Die US-Regierung scheint das wenig zu kümmern, denn diese Praxis wird ohne Gegenmaßnahmen toleriert. Diese illegalen Terminverkäufe müssten eigentlich den von den Warenterminbörsen veröffentlichten Open-Interest-Positionen zugerechnet werden. Dadurch könnte ein Eindruck von der Menge der Goldderivate ersichtlich werden, die auf den schrumpfenden physischen Beständen aufgebläht wird.
Man unterscheidet bei physischen Goldbeständen zwischen dem Umlaufbestand und dem Gesamtbestand. Zum Umlaufbestand gehört das Gold, welches zur sofortigen Auslieferung bereit steht. Es ist die Voraussetzung für die Aktivitäten der Händler. Der Gesamtbestand ist das komplette, auf der Welt existierende, physische Gold. Der größte Teil des Gesamtbestandes befindet sich in privaten Tresoren oder wird als Schmuck getragen. Dadurch steht es für den Handel nicht zur Verfügung. Der viel geringere Umlaufbestand könnte daher schnell für Lieferengpässe sorgen.
Papiergold ist nur Papier
Das Gold in den Tresoren der Zentralbanken, des IWF und der BIS gehört zum Umlaufbestand, der genutzt wird, um ihn im Markt zu verleasen. Das bedeutet, dass eine Bank, die mit Edelmetallen handelt durch eine Leasingvereinbarung einen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Menge an Gold erwerben kann. Dieses Gold wird dann verwendet, um es auf Termin in „unallocated“ („nicht zugeteilter“) Form zu handeln. Das bedeutet, dass der Käufer nur an der Entwicklung des Goldpreises partizipiert, obwohl er lediglich einen Vertrag und kein physisches Gold besitzt.
Zum Beispiel wird eine Tonne deutschen Goldes, welches in der Federal Reserve Bank of New York in Verwahrung ist, in London durch Vermittlung der BIS an Goldman Sachs verleast. Es kann so für Terminverkäufe über zehn Tonnen Gold am Markt genutzt werden. Daraus wird eindeutig klar, dass das Gold parallel mehreren Personen gehören muss. Aus einer Tonne werden auf dem Papier zehn Tonnen gemacht, die selbstverständlich nicht ausgeliefert werden können. Selbst die eine Tonne Gold ist nur geleast, was bedeutet, dass sie jederzeit vom Leasinggeber vom Markt genommen werden kann.
Wenn das Gold einer Zentralbank an eine beliebige Regierung verkauft und geliefert wird, kann es für Leasingzwecke nicht mehr genutzt werden, da es sich dann in irgendwelchen Tresoren befindet. Dadurch verringert sich der Umlaufbestand, während der Gesamtbestand gleich bleibt. Wenn Nationen ihr in der Federal Reserve Bank of New York verwahrtes physisches Gold zurückholen, um es in einem eigenen Tresor einzulagern, gilt das gleiche.
Die meisten Nationen haben keinen gut entwickelten Leasingmarkt. Deshalb erfolgt das Leasinggeschäft vordergründig in New York und London|wird das Leasinggeschäft vordergründig in New York und London abgewickelt}. An diesen Orten ist das Handelsrecht eindeutig und gibt großes Vertrauen in die Durchsetzbarkeit von Vertragen. Jedoch verringert jede Rückführung von Gold nach Europa den Umlaufbestand und erschwert damit das Leasinggeschäft.
Jede Verlagerung von Gold aus den Tresoren von Banken in private Haushalte verringert den Umlaufbestand, denn nur das Gold in Banktresoren steht zum Verleasen oder für mehrfache „unallocated“ Verkaufe zur Verfügung.
Ersetzungspraxis von Barren – künstliche Verknappung
Es gibt die Möglichkeit, das Eigentumsrecht an sogenannten „fully allocated“ Barren zu erwerben. Damit wird das Eigentumsrecht an ganz bestimmten physischen Goldbarren erworben. Dafür werden spezielle, sogenannte „Good delivery“-Standardbarren von 400 Unzen hergestellt, in die der Name der Schmelze und des Prüfers, genaues Gewicht (welches auch leicht abweichen kann), Herstellungsdatum, Reinheitsgrad und eine weltweit eindeutige Seriennummer des Barrens eingeschlagen wird. Dadurch sind die Barren eindeutig identifizierbar.
Allerdings ist es Gang und Gäbe, dass diese Barren einfach ausgetauscht werden. Gold ist schließlich austauschbar. Die ursprünglichen Barren wurden einfach anderweitig verwendet und stattdessen andere Barren als Ersatz geliefert. Da Gold nun mal Gold ist, erhebt der Empfänger meist keinen Einspruch, zumindest solange die Ersatzbarren keine Fälschungen sind. Was man aber sagen kann, ist dass jede Ersatzlieferung auf die Verknappung hindeutet. Und durch die permanente Verkleinerung des Umlaufbestandes werden Lieferengpässe immer wahrscheinlicher. Und die Faktoren beschleunigen sich. Besonders deutlich wird das, wenn man sich die Entwicklung der Goldbestände der Nationen und die steigende Nachfrage der Privatanleger betrachtet.
Bei Goldlieferungen kommt es immer häufiger zu Engpässen, Verzögerungen und Betrug. So lange es nur um Verzögerungen geht, sind die Marktteilnehmer noch recht geduldig, da sie froh sind, wenn sie ihr Gold überhaupt bekommen. Immer größere Engpässe für physisches Gold leiten einen Phasenübergang ein. Goldeigentümer mit einem Anspruch auf Gold aber ohne physischen Besitz wünschen immer öfter die Aushändigung.
Sobald es zu einem Lieferausfall kommen würde, könnten sämtliche Anleger mit einen Anspruch auf dem Papier auf Gold physisches Gold verlangen. Der Goldpreis würde nach oben schnellen und die Zwischenhändler würden händeringend versuchen, immer knapper werdendes physisches Gold zu erwerben, um die Lieferverpflichtungen einlösen zu können. Das Interesse der institutionellen Anleger könnte ebenfalls geweckt werden, so dass diese plötzlich Gold in ihre Portfolios integrieren würden, was die Preisentwicklung weiter nach oben treiben würde. Dies könnte bis zur Einstellung des Handels an den Goldbörsen führen. Kontrakte würden aufgelöst und zum letzten Schlusspreis in Dollar beglichen werden. Damit würden die Gegenparteien vom künftigen Preisanstieg und vom Zugang zu physischem Gold ausgeschlossen. Und jeder, der noch kein Gold besäße, würde keine Chance mehr erhalten, physisches Gold zu erwerben.
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